3 FRAGEN AN EINEN ÄLPLER
Im Gespräch mit Älper und Landwirtschaftsmeister Ferdinand Brams aus Oberstaufen
welche bedeutung hat der alpsommer für dich?
Den Alpsommer verbinde ich mit Freiheit. Du bist Dein eigener Herr. Gerade in der Früh, wenn ich zum Vieh gehe, riecht das Gras einfach unbeschreiblich. Ich liebe es der Natur zuzuschauen, wie sie sich im Laufe des Sommers verändert. Alpsommer bedeutet aber auch Familie. Man verbringt viel Zeit miteinander und ich kann meinem Sohn beim Aufwachsen zusehen. Gerade jetzt im Winter, ist es schön zu sehen, wie er mit Schelle und Stecken durch die Wohnung läuft und sich genauso wie ich, wieder auf den Sommer freut.
NIMM UNS MIT IN DEINEN ALLTAG AUF DER ALPE. WAS GEHT DIR DURCH DEN KOPF?
Unsere Alpe ist nicht so groß, darum arbeite ich tagsüber auf dem Golfplatz. Das heißt, ich stehe um halb Fünf auf, schaue ob alle da sind und sonst alles passt und fahre dann runter ins Tal.
Meistens bin ich gegen Vier wieder zurück und dann geht es direkt zum Vieh. Dieses zähle ich zuerst durch, schaue ob alle gesund und munter sind und anschließend kümmere ich mich ums Wasser. Das nimmt auf der Burganger tatsächlich viel Zeit in Anspruch, da das Wasser sehr knapp ist. Nach Bedarf findet ein Weidewechsel statt oder ich betreibe noch Weidepflege, sprich schwenden (= Gebüsch mähen) oder Unkraut ziehen.
Und wenn ich dann da oben am Berg stehe und beobachten kann, wie die Sonne untergeht und das Vieh friedlich grast, habe ich nur eines im Kopf: Dankbarkeit. Das Älplern ist einfach ein Kindheitstraum, den ich mir erfüllen durfte.
NACH 100 TAGEN ALPSOMMER IST DIE ZEIT IM BERG VORBEI. WAS MACHST DU IM WINTER?
Im Winter bin ich als Hausmeister und im Winterdienst tätig. Außerdem arbeite ich an meinem Herzensprojekt und dem Ergebnis meiner Meisterarbeit, der 'Staufnerei'. Dabei dreht sich alles um die regionale Vermarktung hiesiger Fleischerzeugnisse. Erst wenn ein Tier vollständig verkauft wurde, wird es geschlachtet.
Die Idee dazu kam mir, als ich im Radio den Bericht einer Moderatorin hörte, welche sich die Bedingung gesetzt hatte, selbst die Schlachtung eines Tieres mitzuerleben. Wenn sie das nicht ausgehalten hätte, würde sie künftig kein Fleisch mehr essen wollen, so ihre Aussage. Das fand ich ziemlich beeindruckend. Hinzu kamen eigene Erfahrungswerte: zum Beispiel haben wir hier in Oberstaufen keine örtlichen Metzger. Das bedeutet für das Vieh lange Transportwege, eine ganze Menge Stress und ist, wie ich finde, nicht wertschätzend. Eine faire Schlachtung gehört für mich einfach zur Liebe zum Vieh dazu.
EINE BONUS-FRAGE: WARUM LEBST DU NICHT „AM“, SONDERN „IM“ BERG?
Das ist eine gute Frage. Bei uns heißt das halt so… Vielleicht deshalb, weil wir eher „mit dem Berg leben", während beispielsweise Wanderer "auf den Berg gehen". Wir wissen, wo der Wind herkommt, wo das beste Gras wächst, wo die gefährlichen Stellen sind oder wo es viel Wild gibt.
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Yelena Glajcar
Die Poetin im Team setzt sich mit allen Themen auseinander, die Oberstaufen zu bieten hat. Als Content Managerin mit Schwerpunkt Social Media wittert sie überall eine gute Story, macht aus einfachen Themen besondere Geschichten in Wort und Bild – und weiß ganz genau, wie sie die Sehnsucht bei Fans und Followern weckt.