sumpf ist trumpf?!
Von den wahren Multitalenten des Naturparks Nagelfluhlkette
Mit Mooren verbinden Menschen meist etwas Lebensfeindliches – Irrlichter, Moorleichen und böse Geister. Vor allem in Legenden, Kunst und Literatur wurden Moore als geheimnisvolle und mythische Orte dargestellt und unsere frühen Vorfahren haben diese Gebiete möglichst gemieden.
Heute haben die Moore und Sümpfe meist ihren Schrecken verloren, im Gegenteil, sie rücken als Orte der Sehnsucht nach Natur und Wildnis in den Fokus von Erholungssuchenden. Auch in den Medien werden die Moore verstärkt ins Licht gerückt: Sie werden als "natürlicher Klimaschutz" hoch gehandelt.
Intakte Moore sind wahre Multitalente
Sie bieten nicht nur einer hochspezialisierten Tier- und Pflanzenwelt eine Heimat, sie liefern auch uns Menschen wertvolle Dienstleistungen. Sie regulieren den Wasser- und Nährstoffhaushalt in der Landschaft und wirken durch die Verdunstung von Wasser kühlend auf das lokale Klima. Wie ein Schwamm saugen die Moore Starkniederschläge auf und geben sie nur langsam wieder an die Umgebung ab. Dadurch puffern sie Hochwasserspitzen ab und wirken zudem noch wie ein Wasserfilter.
Doch eine der wichtigsten Funktionen der Moore kann im Hinblick auf den voranschreitenden Klimawandel Fluch und Segen zugleich sein: Obwohl Moore nur drei Prozent der globalen Landfläche bedecken, sind sie die größten und effektivsten Kohlenstoffspeicher der Welt. Der Grund dafür liegt unter der Pflanzendecke. Unter Moosen, Wollgräsern und Sonnentau ist der eigentliche Schatz der Moore verborgen: Der Torf! Über Jahrtausende lagerten sich im wassergesättigten Milieu abgestorbene Pflanzen ab und bildeten Torf.
Der in den abgestorbenen Pflanzen enthaltene Kohlenstoff wird in Mooren über Jahrtausende gespeichert und entweicht nur, wenn sie trockenfallen. Dann wird er als Kohlenstoffdioxid (CO2) ausgestoßen. Die Mengen an hochwirksamen Treibhausgasen, die bei einem solchen Szenario freigesetzt würden, hätten starke Auswirkungen auf die Klimaerwärmung, die man kaum bis gar nicht kompensieren könnte.
schon gewusst?
Es ist in Mooren extrem wichtig, Müll (sei es auch nur eine Bananenschale) und Hundekot aufzusammeln. Der Kot der Hunde bringt einen Nährstoffeintrag in den Boden, was den natürlichen Haushalt verändert. Die Moorpflanzen zum Beispiel sind an Nährstoffmangel angepasst. Im schlimmsten Fall verändert Hundekot die Nährstoffzusammensetzung des Moors und somit die Artenvielfalt der typischen Moorvegetation.
Ohne Moos nichts los
Im Naturpark Nagelfluhkette gibt es geologiebedingt und dank hoher Jahresniederschläge viele Moore, wie zum Beispiel das Kojenmoos im Grenzgebiet zwischen Oberstaufen und Riefensberg. Mit der Vielzahl an Mooren erwächst eine hohe Verantwortung für deren Erhalt: Denn nur Moore mit einem intakten Wasserhaushalt können ihre wahre Wirkung als natürlicher Klimaschutz und extremer Lebensraum entfalten.
Deshalb arbeitet das Naturpark-Team gemeinsam mit Grundeigentümern und den Bewirtschaftern daran, Moorflächen schonend zu bewirtschaften und/oder zu wiedervernässen, indem Entwässerungsgraben verschlossen werden. Ziel ist es, die Region fit für den Klimawandel zu machen.
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Theresa Hilber
Gemeinsam mit ihren Kollegen setzt sich die Naturparkrangerin für eine artenreiche Kulturlandschaft ein und ist überall dort unterwegs, wo ihr Wissen, ihre Arbeitskraft und ihre Begeisterung für den Naturpark benötigt wird. Ob in den Naturparkschulen, bei Ranger-Programmen oder in der Umsetzung von Besucherlenkungsmaßnahmen – die Rangerin und ihr Team sind aus dem Naturpark Nagelfluhkette nicht mehr wegzudenken.