3 fragen an eine älplerin
Im Gespräch mit Erika Schneider, Älplerin und Hüttenwirtin der Falkenhütte
50-mal Staufner Viehscheid – Ehrliche Einblicke und persönliche Gedanken
Der Staufner Viehscheid feiert in diesem Jahr sein 50. Jubiläum. Im Rahmen unserer Recherche zum Oberstaufen MAGAZIN Herbst 2024 gewährt uns Älplerin Erika einen Blick hinter die Kulissen und die aufwendigen Vorbereitungen für das traditionelle Fest. Gemeinsam mit ihrer Familie ist sie seit dem ersten Scheid fester Bestandteil des Alpabtriebs. Wie es dazu gekommen ist, verrät sie hier.
Woher kommt dein Bezug zum Viehscheid?
Seit 1933 ist der Name Bergmann schon auf der Falkenhütte, ich bin die zweite Generation. Vor 52 Jahren hat sich dann mein Bruder (Josef Berkmann) zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Erich Feller darum bemüht, dass ein Viehscheid auch in Oberstaufen stattfindet und ich hätte nie gedacht, dass er so lange Bestand hat. Ich hoffe, dass diese Tradition auch noch viele Jahre weiter geht. Den ersten Viehschied im September 1972 bin ich im Alter von 29 Jahren mitgelaufen und seitdem jedes Jahr aufs Neue. Jetzt mittlerweile, mit über 80 Jahren, fahre ich von der Hütte bis Steibis mit dem Quad voraus – aber im Hinterkopf habe ich es, dass ich vielleicht zum 50. Jubiläum bis Steibis noch einmal zu Fuß durchlaufe, wir werden sehen…
Kannst du uns an einem Viehscheid Tag teilhaben lassen, wann geht es für euch los?
Seit Beginn an ist die Zentrale der Scheidplatz in Höfen. Früher war alles noch in kleinem Rahmen unter uns Älplern und unter freiem Himmel, mit der Zeit kamen Zelte hinzu und alles wurde immer größer. Aber für uns ist eigentlich alles noch wie damals: der Weg, die Kränze, nur die Schellen und Glocken kommen jetzt schon einen Tag früher an die Rinder, dass sie es gewöhnt sind.
Daher beginnt der Viehscheid für uns nicht wie früher morgens um 3 oder 4 Uhr, sondern schon am Vortag mit der Vorbereitung der Schellen und Glocken. Wir marschieren dann meistens um 7 Uhr los. Bis Lanzenbach läuft jede Alpe einzeln, dort am Sammelpunkt wird gewartet, bis von beiden Bergen alle beieinander sind und dann geht es gemeinsam weiter zum Scheidplatz.
Welche Bedeutung hat der Viehscheid für dich?
Viehscheid ist eine sehr schöne Tradition, aber für uns ist sie auch anstrengend. Es ist etwas ganz anderes, ob Du ein Alpgebiet bewirtschaftest und Dich voll und ganz den Viehscheid Vorbereitungen widmen kannst, oder Du von morgens bis zum späten Nachmittag nebenbei noch eine Berggasthof betreibst. Das bringt natürlich Arbeit mit und wir machen alles selbst: das Herrichten der über 100 Stück Schellen, die Zäune, das Sammeln der Blüten und Gräser für den Kranzschmuck. Wir sind auch immer dankbar, wenn nichts passiert und alle wohlbehalten vom Berg am Scheidplatz angekommen sind. Und was für mich das Schönste am Scheid ist? Der Moment, wenn ich da auf der Höhe stehe und die Schumpen in diesen Kessel laufen. Dieser Schellenklang, wie es schallt. Oder am Sammelpunkt in Lanzenbach, wenn von beiden Bergen alle zusammenkommen, man beieinander ist und den Hochbühl hinaufsieht. Das sind die schönsten Momente des ganzen Getöses.
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Lisa Hacker
Egal ob mit dem Surfbrett an den Stränden der Welt oder mit dem Rucksack in den Bergen, Marketingassistenz Lisa ist am liebsten draußen unterwegs und für jedes Abenteuer zu begeistern. Bereits in ihrer Kindheit hat sich die Weltenbummlerin in die Berge verliebt und sich bewusst für das Allgäu als Wahlheimat entschieden.